Renovierung von Waarschips

Danach erfolgt der wichtigste Teil der Sanierung nämlich die Trocknung des Rumpfes.

Effektives Trocknen ist eine Wissenschaft für sich. Wir praktizieren die Methode, dass die Rümpfe im Winterhalbjahr in der geheizten Halle unter der Decke aufgehängt werden. Einmal ist es unter der Decke am wärmsten und zum anderen können wir diese Plätze relativ günstig vermieten, weil darunter noch andere Bautätigkeiten stattfinden können. Im Sommerhalbjahr bekommt man einen stark durchfeuchteten Rumpf überhaupt nicht auf 10 % heruntergetrocknet. Zwar ist es wärmer, doch die Luft ist auch viel feuchter.

Im Winterhalbjahr, speziell bei kalten Ostwindlagen, wird die an sich schon trockene, kalte Luft durch die Erwärmung in der Werkstatt auf unter 20 % relative Luftfeuchte gebracht. Das zieht so richtig das Wasser aus dem Holz. Wir haben Rümpfe schon vor und nach dem Trocknen gewogen. Ein stark durchfeuchteter W 570 Rumpf war nach dem Trocknen um 35 kg leichter, d.h. 35 l Wasser haben das Holz verlassen.

Die Dauer der Trocknung hängt natürlich vom Durchfeuchtungsgrad und den Trocknungsbedingungen ab. Bei hoher Durchfeuchtung kann auch bei optimalen Trocknungsbedingungen eine Zeitspanne von 10 bis 14 Wochen erforderlich sein. Bedenken muss man, dass Sperrholz im Gegensatz zu Vollholz durch Leimschichten von Lage zu Lage abgesperrt ist, was die Trocknung erschwert. Wenn der mitdenkende Eigner jetzt fragt, wie kommt das Wasser überhaupt in tiefere Sperrholzschichten, so lautet die Antwort: Die Schrauben gehen durch sämtliche Sperrholzschichten hindurch und wenn das Holz um die Schrauben erst mal zu rotten anfängt, ist es ein idealer Schwamm zum Transport von Feuchtigkeit, zumal wenn die Spachtelstelle über dem Schraubenkopf schon Risse hat.

Welche Effekte werden durch die Trocknung des Holzes erreicht?

  • Das dünnflüssige Epoxydharz dringt beim Erstauftrag mehrere Zehntel Millimeter ins Holz ein. Es geht dadurch eine innige Verbindung ein und verbessert die Druckfestigkeit insbesondere von weichem Sperrholz sehr merklich. Ein späteres Abblättern wie bei Farbe ist dadurch ausgeschlossen.
  • Eisen braucht zum Rosten Wasser und Sauerstoff. Durch die wasserdampfdichte Epoxidbeschichtung hört das Rosten auf (vorausgesetzt das Holz wurde getrocknet).
  • Trockenes Holz hat eine höhere Festigkeit wie feuchtes und rottet nicht. Als angenehmer Nebeneffekt ist es auch leichter.

Nachdem der Rumpf einen Trocknungsgrad von 12 bis 8 % erreicht hat (je trockener je besser), werden zunächst alle ausgestochenen Vertiefungen und sonstige Fehlstellen mit angedicktem Epoxydharz gespachtelt. Beim Spachteln trägt man am Besten etwas mehr auf, so dass die Stelle zunächst etwas erhaben ist, um nach dem Aushärten plan schleifen zu können.

Sobald alle Spachtelstellen plan geschliffen sind, kann die Beschichtung erfolgen. Es werden 3 bis 4 Schichten Epoxydharz nass in nass aufgetragen. Die Auftragstechnik ist rollen mit speziellen PU-Schaumrollen. Nass in nass heißt, der Harzauftrag bekommt Zeit zum reagieren, damit er in sich steht und durch den nachfolgenden Auftrag nicht mehr verschoben wird. Die Oberfläche muss aber noch klebrig sein, damit die Bindung chemisch erfolgt. Wenn das Überstreichintervall bei 2-Komponenten-Produkten verstrichen ist, müsste man anschleifen, um eine mechanische Bindung zu erreichen. Diese mühselige Arbeit an den doch erheblichen Flächen kann man sich durch den "nass in Nass-Auftrag" ersparen. Der erste Auftrag erfolgt mit Epoxydharz ohne Zuschlagsstoffe, weil dieser fast vollständig vom Sperrholz aufgesogen wird. Die weiteren Aufträge erfolgen mit 20 Gewichtsprozent Sperrschichtfüller. Dadurch ist das Harz nicht mehr transparent, was die Kontrolle über die Auftragsdicke erleichtert. Auch das Anschleifen der fertigen Beschichtung ist durch den Sperrschichtfüller leichter.

Epoxydharzverbrauch: Auf einen WAARSCHIP 570 Rumpf trägt man insgesamt ca. 10 kg Epoxydharz auf. Trotzdem ist das Schiff hinterher leichter, weil durch die Trocknung wesentlich mehr Wasser entwichen ist und es dank Epoxydharz auch so bleibt.

Wie geht es weiter?

Der Wasserpass wird mit Hilfe einer Schlauchwaage neu angezeichnet. Dann wird das Unterwasserschiff mit Primer und Antifouling versehen. Danach dreht man den Rumpf sinnvollerweise wieder herum, um den Überwasserteil zweikomponentig zu lackieren.

Falls noch Zweifel bestanden, ob sich das Kiel abbauen und das Drehen des Rumpfes zum Abziehen lohnen, ist praktisch für jeden diese Frage mit ja beantwortet, der einmal Epoxydharz versucht hat über Kopf aufzutragen. Epoxydharz verläuft sehr schön und glatt, es ist aber eine 100%ige Erleichterung, wenn man die zu beschichtende Fläche unter sich liegen hat. Besonders die Klinkerkanten tränken wir mit einem Pinsel sehr dick mit Epoxydharz. Da das Stirnholz ist, zieht das Harz sehr tief weg und die Reste bilden eine schöne Kehle. Auch dieser Effekt ist nur möglich, wenn die Klinkerkanten beim gedrehten Rumpf nach oben schauen.

Was kostet so eine Komplettsanierung von außen?
Wenn die beschriebenen Arbeiten bei uns in Auftrag gegeben werden, zwischen 4 000 und 5 000 Euro, je nachdem, wie weit die Schäden schon fortgeschritten waren. Der Eigner kann je nach Geschick und Zeit erhebliche Beträge sparen, wenn er Arbeiten selbst übernimmt.

Lohnt sich das bei einem 18 Jahre alten WAARSCHIP 570?

Der Zeitwert eines W 570 mit Eisenschrauben ist vor einer gründlichen Sanierung relativ gering, weil es viele Schiffe in diesem Zustand und mit diesem Problem gibt. In einigen Jahren werden solche Schiffe gebraucht nicht mehr zu verkaufen sein.

Ein mit Epoxydharz hochwertig saniertes W 570 hat mindestens eine Lebenserwartung von weiteren 20 Jahren, wobei der Pflegeaufwand noch deutlich geringer ist wie bei einem GFK-Schiff. Wenn man die Investition von beispielsweise 5 000 Euro mit einem Zeitabstand von 5 Jahren in der Zukunft betrachtet, kann man sagen, das unrestaurierte Schiff tendiert im Wert gegen null, während das Restaurierte aller Wahrscheinlichkeit nach noch deutlich mehr wie 5 000 Euro wert sein wird. Man wird natürlich für sonstige Erneuerungen auch noch Geld ausgeben. Aber Segeln zum Nulltarif gibt es nun mal nicht.

Wir haben als Beispiel das WAARSCHIP 570 ausgewählt, weil wir bei diesem Typ die Restaurierung bisher am häufigsten durchgeführt haben. Es waren auch immer Schiffe mit Eisenschrauben, die optisch deutlich angezeigt haben, dass eine gewisse Dringlichkeit besteht. Es ist für uns keine Frage, dass sich eine hochwertige Rumpfsanierung umso mehr lohnt, je größer das Schiff ist. Und zwar völlig unabhängig von der Eisenschraubenproblematik. Es gab bisher nur relativ wenige WAARSCHIPs, die als Neubau eine Epoxidbeschichtung von der Güte erhielten, dass man sagen konnte, die Beschichtung hält für die ganze Lebensdauer des Schiffes.